Die Vertreter der Lebensmittelüberwachungsbehörden der Länder und der Lebensmittelverband Deutschland (vormals BLL) empfehlen die Anwendung von „Orientierungswerten“ für Gehalte an Mineralölkohlenwasserstoffen (MOH).
Bei den von der Arbeitsgemeinschaft seit 2006 entwickelten Orientierungswerten handelt es ausdrücklich nicht um rechtlich verbindliche Grenzwerte für mineralölhaltige Kohlenwasserstoffe in Lebensmitteln. Diese Empfehlungswerte sollen der Wirtschaft einen Anhaltspunkt für Minimierungsstrategien geben und basieren auch nicht auf Toxizitäts- und Expositionsstudien. Es wurden hierfür mehr als 10.000 Einzelbefunde statistisch ausgewertet auf Basis des 90% Perzentils für jede Produktgruppe, bei der bereits eine erfolgreiche Reduktion der MOH-Fraktionen erreicht werden konnte. Somit stellen die im Folgenden aufgeführten Orientierungswerte im Rahmen der „Guten Fachlichen Praxis“ (GMP) real erreichbare Werte dar.
Werden Orientierungswerte überschritten, kann dies auf mögliche vermeidbare Eintragsquellen im Rahmen der Prozesskette hinweisen und sollte Anlass für die Ursachenforschung sein.
Die „MOSH-Werte“ beziehen sich auf die Gesamtheit der in einem Produkt analysierbaren, mineralölartigen Kohlenwasserstoffe (MOSH einschließlich der MOSH-Analoga wie POSH oder MORE) ungeachtet der Eintragsquellen.
Die MOAH-Orientierungswerte entsprechen den im JRC-Report beschriebenen maximalen Bestimmungsgrenzen LOQmax, jedoch bezogen auf die Gesamtfraktion C10 – C50.
Bei der analytischen Überprüfung der Einhaltung der Orientierungswerte dient der durch das Europäische Referenzlabor JRC veröffentlichte „Technical Report“ 1) als methodische Bezugsgrundlage.
LAV-BLL: MOH-Orientierungswerte (April 2019) | ||||
Nr. |
Produktgruppe Lebensmittelkategorie |
MOSH und Analoga [mg/kg] C10 - C50 |
MOAH [mg/kg] C10 - C50 |
Hinweise zu Anwendung (Hinweise zu den erfassten Lebensmittelgruppen / zu nichterfassten Produkten und Abgrenzungen/ ggf. zu Begründungen, Datenbasis oder sonstige Besonderheiten) |
1 | Pflanzliche Öle, (wie Rapsöl, Sonnenblumenöl, Leinöl, Olivenöl) (auper Öle/Fette tropischer Pflanzen und Sojaöl) | 13 | n.b.2 | diese Orientierungswerte sind nicht zur Anwendung für Öle/Fette, die aus tropischen Pflanzen gewonnen wurden (z.B. Kokosöl), vorgesehen aufgrund ungenügender statistischer Datenbasis (im Dez. 2018) |
2 | Brot und Kleingebäck, Feine Backwaren, Getreideerzeugnisse und getreidebasierte Produkte, Cerealien | 6 | n.b.3 | nur anwendbar auf Enderzeugnisse für Verbraucher, nicht für Rohwaren oder Rohteige |
3 | Süßwaren (Zuckerwaren außer Kaugummi), Schokoladen und kakaobasierte Süßwaren | 9 | n.b.3 | nur anwendbar auf Enderzeugnisse für Verbraucher |
n.b. - nicht bestimmbar, d.h. Gehalte < Bestimmungsgrenze (hier: LOQmax in mg/kg gemäß der JRC Guidance on sampling, analysis and date reporting for monitoring of mineral oil hydrocarbons in food and food contact materials, Stand 2019)
2 LOQmax für jede Fraktion (vgl. JRC Technical Report1) für Fette/Öle entspricht 2 mg/kg
3LOQmax für jede Fraktion (vgl. JRC Technical Report1) für fettarme Lebensmittel < 4% Fett entspricht 0,5mg/kg; > 4% Fett entspricht 1 mg/kg
Die Labore der AGROLAB GROUP und speziell unser Fachlabor für die Speiseölanalytik in Rotterdam (AGROLAB Dr. A. Verwey) bieten die analytische Bestimmung von Mineralölbestandteilen in Rohstoffen, Lebens- und Futtermitteln sowie Kartonagen an.
1) JRC Technical Report: Guidance on sampling, analysis and data reporting for the monitoring of mineral oil hydrocarbons in food and food contact materials, 2019, ISBN 978-92-76-00172-0
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Author: Dr. Frank Mörsberger